Eine Tour zum archäologischen Wanderpfad und durch die Fischbeker Heide im Südwesten Hamburgs.
Eine archäologische Wanderung in Hamburg – geht das? Zugegeben, ganz einfach ist es nicht, aber doch möglich und sogar in Verbindung mit einem für Hamburg besonderen Naturerlebnis! Ich habe in den 1990er Jahren mit Schulklassen häufig einige Stationen des Wanderpfades besucht, an denen vor allem bronzezeitliche Grabanlagen rekonstruiert wurden. Zwei der Kinder wurden immer mit bronzezeitlicher Kleidung ausgestattet und bekamen dazu entsprechenden Schmuck und Bewaffnung. Diese wurden im Original tatsächlich von Menschen im heutigen Dänemark zu ihrer Bestattung getragen und haben sich durch besondere Fundumstände bis heute erhalten. Erst kürzlich wurde in einem Artikel auf Spiegel Online über neue Forschungsergebnisse berichtet, die belegen sollen, dass eine Frau aus dem Schwarzwaldgebiet in Süddeutschland stammte und nach Dänemark gekommen war – hier aber schon bald starb.
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Ausgestattet mit vielen schönen Erinnerungen und einer einigermaßen akkuraten Karte fahren wir mit dem Auto bis an den Parkplatz an der Wendeschleife der Buslinie 240 am Falkenbergsweg. Wer also nicht mit dem Auto kommt, kann mit der S-Bahn bis nach Hamburg Neugraben fahren und dann weiter mit dem Bus bis zur Station Waldfrieden an der Wendeschleife. Von hier folgen wir der Beschilderung zum archäologischen Wanderpfad bergauf, entlang einer Wiese in den Wald. Nach etwas mehr als einem Kilometer erreichen wir schon die Gruppe rekonstruierter Grabhügel aus der Bronzezeit, die ein lebendiges Bild vermitteln, wie Menschen damals bestattet, und somit der Toten gedacht wurde. Besonders die Rekonstruktion des Grabhügels von Lüllau zeigt mit welchem Aufwand die Grabanlagen zum Teil errichtet, und der oder die Tote in einem wuchtigen Baumsarg bestattet wurde.
Wir haben Glück mit dem Wetter. Es ist erst Mitte März, aber nicht kalt und wunderbar sonnig. So sind auch die Lichtverhältnisse im Wald sehr gut zum fotografieren. Wir verlassen die Grabhügelgruppe und folgen dem Wanderpfad noch über ca. ein- bis zwei Kilometer entlang verschiedener Stationen, wo teilweise noch Reste von originalen Grabhügeln zu sehen sind. An anderen Stellen sind die Überreste heute zerstört. Dies gilt vor allem für die jungsteinzeitlichen Großsteingräber, die häufig noch sehr imposant zeigen, wie schon zu dieser Zeit aufwendig bestattet wurde. Die an jeder Station angebrachten Infotafeln erklären aber kurz und knackig die archäologischen Hintergründe. Allerdings wäre eine Renovierung von vielen der Tafeln sehr nötig. Zuletzt wurde der Wanderpfad, der vom Archäologischen Museum Hamburg betreut wird, 2002 komplett renoviert.
Am vermeintlichen Ende des archäologischen Wanderpfades wollen wir auf einen Weg abbiegen, der uns direkt in die Fischbeker Heide führen soll. Ähnlich wie die Lüneburger Heide, ist auch die Fischbeker Heide keine natürlich entstandene Landschaft, sondern wurde durch Aktivitäten des Menschen geprägt. Sie ist mit 773 ha Fläche eines der größten Naturschutzgebiete der Hansestadt. Allerdings verpassen wir den richtigen Weg und gehen zunächst weiter nach Südwesten, bis wir die kleine Ortschaft mit dem schönen Namen „Tempelberg“ erreichen. Wir ahnen, dass wir auf dem falschen Weg sind, gehen aber erst einmal weiter und hoffen auf Wegweiser, die aber ausbleiben.
Wir lassen also Tempelberg erst einmal hinter uns und treffen auf der Straße einen anderen Wanderer, den wir nach dem Weg fragen. Allerdings ist auch er auf der Suche nach der Fischbeker Heide und hat sich genauso verlaufen wie wir. Trotzdem versuchen wir es in unterschiedlichen Richtungen. Er geht nach Tempelberg und weiter zurück Richtung Wanderpfad, wir dagegen nehmen den nächsten Waldweg in nördlicher Richtung und hoffen, dass wir irgendwann in der Heide landen. Dieser Weg führt uns ca. zwei Kilometer durch einen wunderschönen, sonnendurchfluteten Mischwald im Vorfrühling und später tatsächlich an das südwestliche Ende der Fischbeker Heide im Fischbektal. Hier breitet sich als Kontrast zum Wald eine weite, typische Heidelandschaft vor uns aus. Und siehe da – der Wanderer von Tempelberg kommt just in diesem Moment über einen anderen Weg direkt auf uns zu.
Gemeinsam wandern wir auf einer Strecke von etwa zwei Kilometern bis ans andere Ende der Heidelandschaft. Hier trennen sich unserer Wege wieder und wir nehmen den Weg zurück in Angriff. Jetzt aber am Rand der Heide entlang, über eine langgezogene Hügelkette, wieder in den Wald hinein und vorbei am Informationszentrum in einem alten Schafstall und an der Freiluftschule Neuengraben in Richtung Parkplatz. Alles in Allem haben wir eine Wanderung von ungefähr zehn Kilometern hinter uns. Also perfekt, um sich einen halben Tag oder etwas länger mit Archäologie und Heidelandschaft zu beschäftigen und einen ganz besonderen Ort in der Großstadt zu genießen.
Fotos: Isabel Venjakob
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