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Eine Tour durch den Harburger Binnenhafen

Nachdem wir vor einer Woche unsere Fundpunkte App einem eingehenden „Feldtest“ unterzogen haben, war heute die Binnenhafen App dran, und zwar die Android-Version. Um es gleich vorweg zu nehmen, das Konzept hat gut funktioniert – und technisch gab es auch keinerlei Aussetzer.

Aber die positive Überraschung des Tages war nicht die App sondern der Harburger Binnenhafen. Bekanntermaßen zieht es ja nicht gerade viele Hamburger, die nördlich der Elbe leben, nach Harburg, ganz einfach weil Harburg der Ruf vorauseilt das dort nichts weiter los ist und es auch nix spannendes zu sehen und zu erleben gibt… ausserdem ist der Weg dorthin relativ lang und umständlich. Das mögen schnöde Vorurteile sein, Ignoranz oder vielleicht sogar ein Stück weit die Wahrheit… aber das Gebiet um den Hamburger Binnenhafen ist ganz sicher einen Besuch Wert – und langweilig ist es auf keinen Fall!

Der Harburger Binnenhafen ist eines der Hafenareale Hamburgs, die durch den zunehmenden Rückgang hafengebundener Industriebetriebe einen tiefgreifenden, geplanten Strukturwandel durchleben. Bekanntestes Beispiel ist natürlich die Hafencity. Aber im Gegensatz zur Hafencity wurde nicht das gesamte Areal in relativ kurzer Zeit nahezu komplett abgerissen und neu bebaut. Im Harburger Binnenhafen vollzieht sich der Wandel vom Hafen- und Industriestandort hin zu einem Wohn- und Geschäftsviertel bereits seit den neunziger Jahren, und ist noch lange nicht abgeschlossen. Und genau das macht den Binnenhafen momentan zu einem Stadtviertel, wie man es sonst wohl nirgends in Hamburg findet. Die Kontraste könnten größer nicht sein. Moderne Gebäude und sanierter Altbestand wechseln sich mit großen Brachflächen, leerstehenden und verfallenen Gebäuden ab.

Binnenhafen Harburg: App im Praxistest   
Binnenhafen Harburg: Hilke Spirituosen LikörfabrikSpirituosen und Likörfabrik Hilke – steht seit den 80er Jahren leer.

Dazwischen findet man noch aktive Industrie- und Hafenbetriebe. Insgesamt ein mit viel Geschichte geladener Spannungsbogen zwischen einer zu Ende gehenden Epoche und der Zukunft – und zwischendrin immer wieder historische Orte und Gebäude, deren Geschichte zum Teil bis zu den Anfängen Harburgs zurückreicht. Alles hier wird durch die Kanäle und Hafenbecken – also Wasser –  zusammengehalten. Auf dem Wasser sieht es ebenfalls ganz anders aus als in der Hafencity. Auch hier liegen die Kontraste nah beieinander. Man sieht liebevoll restaurierte, historische Segler neben Sportbooten und alten Nußschalen, denen eine Generalüberholung oder Restaurierung noch bevorstehen. Aber auch „Arbeitsschiffe“, wie zum Beispiel Saugbagger oder Lastkähne, findet man noch in Betrieb.

Binnenhafen Harburg - Baggerschiff   Binnenhafen Harburg: Schaufeln für Baggerschiffe
Baggerschiff und große Baggerschaufeln

Das Zentrum des Binnenhafens bildet die Schlossinsel, auf der noch ein Teil des alten Harburger Schlosses als Mietshaus steht, aber auch neue und sicher teure Wohnanlagen entstehen hier. Fast alles im Harburger Binnenhafen scheint noch unfertig und im Wandel.

Binnenhafen Harburg: Binnenschiffe   Binnenhafen Harburg: Hafen-Trinkhalle
Museums(reife) Schiffe und die Trinkhalle

In dieser Gemengelage soll die Binnenhafen-App dem interessierten Besucher nun etwas Orientierung und Hintergrundinformation geben. Die App zeigt insgesamt 31, für die Geschichte des Harburger Binnenhafen wichtige Orte, die alle in der heutigen Topografie noch sichtbar oder erkennbar sind. Historische Gebäude, Kanäle und Hafenbecken, Brücken und Plätze. Um dem Benutzer die Erkundung des Viertels zu erleichtern, haben wir die interessantesten Orte in zwei Touren kombiniert – einer roten und einer blauen Tour. Ich habe mich heute für die blaue Tour entschieden, nicht zuletzt weil sie mich auch zum Harburger Schloss führt, das ich bis dato noch nicht gesehen habe. Ich starte die Tour am „Silo“ am Schellerdamm 16.

Binnenhafen Harburg: App im Praxistest   Binnenhafen Harburg: Umgebautes Silo
Das ehemalige Getreidesilo der Firma Andreas Hansen

Das alte Getreidesilo wurde in ein 14-stöckiges Bürogebäude umgewandelt und ist neben dem Channel Tower und dem Kaispeicher eines der hohen Gebäude, die die Skyline des Binnenhafens dominieren. Die Tour führt dann weiter über den Kanalplatz an 16 Stationen entlang durch den westlichen Teil des Binnenhafens zur Schlossinsel bis zum „Wohnquartier „Marina auf der Schlossinsel“. Insgesamt bin ich über eine Stunde unterwegs.

Binnenhafen Harburg: Harburger Schloß   Binnenhafen Harburg: Harburger Schloss
Erhaltener Flügel des alten harburger Schlosses

Was mir gefehlt hat ist ein einleitender Artikel, der die Geschichte des Binnenhafens kurz zusammenfasst – gewissermaßen als Startschuss für die Tour. Aber die Beschreibungen und historischen Bilder lassen den Benutzer tief in die Geschichte und Entwicklung dieses absolut spannenden Viertels schauen. Trotzdem – es gibt noch Verbesserungen für die Version 1.1!

Ein Besuch des Harburger Binnenhafens lohnt sich also allemal – mit oder ohne App. Und für alle die den Besuch lieber mit App machen wollen: Die Binnenhafen App wird noch im Februar kostenlos im Apple App Store und bei Google Play zum Download bereitstehen – es dauert also nicht mehr lange!  Wir haben diese App gemeinsam mit dem Archäologischen Museum Hamburg – Stadtmuseum Harburg für das Bezirksamt Harburg entwickelt.

 

 

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