Fünf Tage Turkmenistan – eine (Dienst-)Reise in eine andere Welt
Es gibt Reisen, die macht man wahrscheinlich nur einmal im Leben. Wenn man Archäologe ist, können solche Reisen durchaus auch an exotischere Orte führen.
Von einer solchen Reise möchte ich hier kurz berichten: Mitte März hatte ich auf Einladung des turkmenischen Kulturministeriums die Chance, nach Aşgabat, der Hauptstadt von Turkmenistan, zu reisen. Die Einladung erfolgte als Abschluss der Ausstellung „Margiana – Ein Königreich der Bronzezeit in Turkmenistan“. Hierbei handelt es sich um ein Kooperationsprojekt zwischen dem turkmenischen Kulturministerium, dem Archäologischen Museum Hamburg (AMH), dem Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin und dem Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim (REM), wo die Ausstellung derzeit noch zu sehen ist. Dass die Grabungsfunde nach langen diplomatischen Verhandlungen zwischen den Museen und dem ehemaligen Sowjetstaat an drei Orten in Deutschland gezeigt werden konnte, ist etwas Besonderes, denn noch nie zuvor hat Turkmenistan die Objekte ins Ausland verliehen. Zur Nachbereitung dieser Kooperation und um über mögliche weitere Projekte zu sprechen, wurden deshalb die Vertreter der drei Museen nach Turkmenistan eingeladen.
Zusammen mit sieben Kollegen aus dem Neuen Museum Berlin und den Reiss-Engelhorn-Museen machten sich Prof. Weiss und ich am 11. März 2019 auf den Weg. Es erwartete uns für die kommenden fünf Tage ein volles und vielfältiges Programm: Wir trafen mit Direktoren der Staatlichen Museen Turkmenistans und Studenten zusammen und wohnten einem Theaterstück bei, wir besichtigten Museen in Aşgabat und besuchten zwei archäologische Fundstätten, noch einmal eine Tagesreise entfernt. Zum einen Alt-Nisa, die Hauptstadt des Parther-Reichs, die bereits von weitem noch als beindruckende Befestigungsanlage zu erkennen ist. Zum anderen besuchten wir die Reste der mittelalterlichen Stadt Köneürgenç. Sie liegt am Rande der Wüste Karakum unweitder Grenze zu Usbekistan. Die kaum erforschten Überreste dieser mittelalterlichen Metropole wurden 2005 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Ich muss zugeben, dass mich das Land Turkmenistan sehr beeindruckt hat. Das Licht, das Klima und die Landschaft unterscheiden sich komplett von dem, was ich bisher gesehen hatte. Nie war ich so weit weg vom Meer und die Bezeichnung Zentralasien für diese Region ist gleichsam eine Beschreibung dafür, dass wir uns mitten auf der Eurasischen Platte, der größten Kontinentalplatte der Erde, befunden haben.
Nie war ich aber auch in einem Land wie in Turkmenistan, dessen totalitäre Regierung sich so sehr im Stadtbild manifestiert. Der erste Eindruck, den ich bei der Ankunft in Aşgabat bekam, bestätigte sich im Laufe dieser Reise immer wieder: eine weiße, hochmoderne Architektur, sauber und aufgeräumt – aber die Stadt ist menschenleer. Ein schweres Erdbeben, das die Asgabat 1948 fast vollständig zerstörte, und ein staatlich verordneter Bauboom nach der Unabhängigkeit Turkmenistans von der Sowjetunion 1991 sind der Grund für das heutige Stadtbild. Besonders ins Auge fallen die vielen Marmorbauten, Bushaltestellen sind klimatisiert, auch die Autos in der Stadt sind weiß. Das alles strahlt eine überlegene Kühle und Monumentalität aus, die keinen Zweifel an der „Großartigkeit“ der Regierung aufkommen lässt.
Die Bebauung auf dem Land sieht dagegen ganz anders aus. Häuser, in traditioneller Lehmziegelbauweise erstellt und mit einfachen grünen Blechdächern versehen, prägen das ländliche Straßenbild. Vor den Häusern konnten wir sehr häufig noch fast prähistorisch anmutende Kuppelöfen aus Lehm zum Kochen und Backen von Brot beobachten – größer kann der Kontrast zur weißen Hauptstadt kaum sein.
Das Fotografieren wird in Turkmenistan aus unterschiedlichen Gründen nicht gern gesehen.
Trotzdem war es mir oftmals und in Absprache mit den uns begleitenden Betreuern möglich, meine Eindrücke mit dem Smartphone festzuhalten. So sind über 200 Bilder entstanden, von denen ich hier einige zeigen möchte.
Eher durch Zufall bzw. in einem anderen musealen Zusammenhang bin ich über Instagram auf den Fotodienstleister Saal-Digital (https://www.saal-digital.de/) aufmerksam geworden und habe Kontakt mit ihm aufgenommen. So ergab es sich, dass Saal-Digital mir anbot, seine Software bei der Erstellung eines Fotobuchs zu testen. Es handelt sich dabei nicht um ein professionelles Layout-Programm und ich bin kein Grafiker. Trotzdem konnte ich mit dieser Software ein knapp 40 Seiten umfassendes, qualitativ hochwertiges Büchlein mit den wichtigsten und schönsten Fotos zusammenstellen. Es brauchte eine kleine Weile, bis ich mich in das Tool eingearbeitet hatte, aber dann klappte die Gestaltung (m)eines eigenen Fotobuchs ganz wunderbar.
Für die Fotografen unter Euch: Die Fotos wurden mit einem iPhone X und der Lightroom CC APP im DNG-Format aufgenommen. Die Weiterverarbeitung erfolgte anschließend mit Ligthroom Classic CC, für den nötigen Feinschliff sorgten das wunderbare Classic Preset K14 von André Duhme (https://theclassicpresets.com/).
Links zu den Themen
Wer eine Reise nach Turkmenistan vorhat, dem empfehle ich übrigens diese zwei Blogs zur Vorbereitung:
Die Hinweise zur Fotografie in Turkmenistan auf dem Lilportal haben mich überzeugt die „große“ Kamera zu Hause zu lassen.
Und sehr lesenswert sind die Reiseberichte der Autoren von Reisendepeschen
Turmenistan, Köneürgenç, Karakum, Asgabat, Daşoguz, Margiana,
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Wie spannend! Erst letzte Woche bekamen wir in Uppsala Besuch von Jegor Blochin (St. Petersburg), der derzeit in Turkmenistan gräbt und von seinen Ausgrabungen in Yilgynly-depe berichtete: http://michaelneiss.hardell.net/Seminar-Program-59-DEGREES-NORTH.pdf
Moin Michael, vielen Dank für deinen Kommentar! Mann, es ist lange her, dass wir uns hier in Hamburg getroffen haben.
Herzliche Grüße
Michael
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